Jan, Jan, Jan. Jan, Jan, Jahan. Hach, war ich verliebt. Und heute würde ich ihn nach 4 Monaten endlich mal wieder sehen! Ich hatte mir alles schon ganz genau ausgemalt, ich würde in meiner schwarzen Röhre mit lila Top auf ihn zuschweben und „Mariechen“, ertönte da die Stimme meines Lateinlehrers. Mariechen? MARIECHEN? Verdammt noch mal, ich hieß Marie. Und außerdem, was kümmerte mich Latein, wo ER heute wieder zurückkam. Jan war 4 Monate in Düsseldorf gewesen um „Nicht träumen, übersetzen!“, unterbrach mich mein Lateinlehrer erneut. Jajaja, war ja schon gut. Also fing ich seufzend an: „ Du sollst deine Eltern lieben!“ Deine Eltern? Da kenn ich aber wen viel besseren, dachte ich strahlend.
Sollte ich? Oder lieber doch nicht? Verdammt, wieso gerade ich??? Wieso musste ich mich entscheiden? Und vor allem: Für was sollte ich mich entscheiden? Für meine Karriere? Oder doch für meine Beziehung mit Marie? Einerseits war es eine einmalige Chance für mich, ich meine wem wird denn schon jeden Tag angeboten in einem Film mitzuspielen? Aber andererseits konnte ich Marie das doch nicht antun. Oder etwa doch? Irgendwo in der Nähe hörte ich ein Handy klingeln:
Noch ein bisschen Puder, Wimperntusche und … perfekt. Ich warf meinem Spiegelbild Küsshändchen zu. Hach, das Wiedersehen mit Jan würde perfekt werden. Zufällig streifte mein Blick die Uhr. Ach scheiße, schon so spät? Ich konnte doch jetzt nicht die S-Bahn verpassen. Denn, wenn ich zu spät käme, würde Jan vielleicht danken, ich hätte ihn vergessen und würde wieder zurück nach Düsseldorf fahren, ich würde ihn nie wieder sehen, mein Leben wäre einfach nur sinnlos! Ich fing an zu rennen und sprang gerade noch in die S-Bahn, bevor sich die Türen schlossen. In 7 Stationen würde ich wieder mit Jan zusammen sein. Dann hatte das ewige Warten und Träumen endlich ein Ende…
One love
My one heart
My one love for sure
Lemme tell you one time
(Girl I love, girl I love you)
I’ma tell you one time
(Girl I love, girl I love you=
And I’ma be your one guy
You’ll be my number one girl
Always makin time for you
I’ma tell you one time
(Girl I love, girl I love you)
I’ma tell you one time
(Girl I love, girl I love you)
Wie gut ich Justin Bieber verstand. Genauso war es mir letzte Weihnachten ergangen. Ich hatte war schon seit so langer Zeit in Marie verliebt gewesen und wollte es ihr endlich sagen, doch es hatte einfach keine passende Gelegenheit gegeben Dann hatte ich zufällig erfahren, dass sie wie jedes Jahr in einem Krippenspiel die Maria spielte und für mich war sofort klar: Ich musste Josef sein. Nur versuch das mal einer unserem Pfarrer beizubringen. Als ich ihm versucht hatte zu erklären, dass ich dieses Jahr Marias Gatten spielen wollte kam ein: „Joa, was isn mit dir gschehn? Des macht doch da Arne, der kann des ja scho, da müss ma dann au nimma so vial üben und außadem warn die Leut letzts Mal alle beigeistert und“, ich wandte mich ab. Arne? Der Arne, der nach jedem Satz besserwisserisch seine Brille hochschob? Der Arne, der mehr Pickel hatten, als alle pubertierenden Teenager unserer Schule zusammen? DIESER ARNE? Das war doch echt mal eine Zumutung für Marie. Als ich das meinem Kumpel Konny erzählt hatte, meinte er nur „Ach, sei doch froh, da kannst du dir wenigstens sicher sein, dass sie nicht mit ihrem Josef zusammenkommt.“ Gut, irgendwo hatte er ja Recht, aber sonst wäre ja vielleicht ich mit Marie zusammen gekommen. Als dann die Aufführung gekommen war, hatte ich den Beschluss gefasst, alles zu riskieren, hauptsache ich kam endlich mit ihr zusammen. Und das machte ich dann auch: Als Arne gerade (wie jedes Jahr) dabei gewesen war die Gemeinde regelrecht einzuschläfern, meine Banknachbarn immer öfter gähnten und nur der Pfarrer begeistert an seinen Lippen hing, war ich aufgestanden und hatte einfach den Part des Josefs übernommen. Marie hatte mich strahlend angesehen und Arne hatte heulend auf dem Boden gelegen. Na, das war ja einfach gewesen, hatte ich mir gedacht und Marie endlich meine Liebe gestanden. Daraufhin hatte sie sich zu mir rübergebeugt und mich, unter tosendem Beifall der inzwischen wieder aufgeweckten Gemeinde geküsst. Damals war ich noch der glücklichste Mensch überhaupt und jetzt… jetzt war ich wahrscheinlich gerade dabei den größten Fehler meines Lebens zu begehen. Film oder Marie, verdammt?
„Nächster Halt Hauptbahnhof. Bitte in Fahrtrichtung rechts aussteigen.“, schnurrte eine Stimme. Ich war da. Oh mein Gott, oh mein Gott, wie sah ich aus? Die Türen öffneten sich. Ich setzte mein strahlendstes Lächeln auf und schwebte direkt auf Jan zu. Naja, zumindest wollte ich das, aber wo war Jan? Ich ging das Gleis auf und ab, nirgendwo eine Spur von ihm. War ich etwa zu spät? War er vielleicht schon wieder gegangen, weil er dachte, ich würde nicht mehr kommen? Erschrocken schaute ich auf meine Uhr. Nein, genau pünktlich. Aber was war dann mit Jan? Hatte er mich vergessen? Oder hatte er etwa eine Andere??? Mein Handy klingelte: „Hallo?“, meldete ich mich. „Marie?“ „Jan?“ „Ja. Marie, ich muss“, „wo bist du?“, unterbrach ich ihn. Stille. Ich musste es ihr einfach sagen. Das hatte sie verdient. Also tief durchatmen und: „Marie, ich… Ich bin in Düsseldorf.“ Achso, na dann. Moment mal: „IN DÜSSELDORF??? Ich dachte du würdest heute wieder zurückkommen?“ „Das dachte ich ja auch aber mir ist da was dazwischengekommen.“ Dazwischengekommen? Also hatte er doch eine Andere? Ich spürte wieTränen in mir hochstiegen. „Nein, hab ich nicht. Es ist nur … Ich hab ein Angebot bekommen in einem Film mitzuspielen und…“ Ich gab mir einen Ruck, los, rausdamit: „Ich werde in Düsseldorf bleiben.“ Die Tränen liefen mit übers Gesicht, sodass ich alles nur noch verschwommen sah. Ich versuchte stehen zu bleiben, obwohl meine Knie einsanken. Wie konnte er mir das nur antun? „Marie? Bist du noch dran?“ „A…Aber w….wieso? Und … und ich?“ „Was meinst du, wie schwer mir“ „Wenn dir die Entscheidung so schwer gefallen ist, wieso hast du dich dann gegen mich entschieden? Weißt du was? Wenn dir dein Filmwichtiger ist als ich, dann bleib doch in deinemgeliebten Düsseldorf. Dreh deinen bescheuerten Film! Aber glaub nicht, dass ich mir davon auch nur den Trailer anschauen werde.“ Die letzten Sätze hatte ich so laut geschrieen, dass sich die Leute auf dem Bahnsteig schon nach mir umdrehten. „Verdammt, ich muss hier weg“, dachte ich, drückte Jan weg und rannte aus dem Bahnhof raus.
„Marie? Marie??? Hallo? Bist du noch dran?“ Keine Chance, sie hatte einfach aufgelegt. Langsam rutschte ich an einer Wand meines Zimmers hinunter. Hey, komm, du bist ein Junge, wir sind stark und wir heulen nicht. Doch ich konnte einfach nichts dagegen tun. Weinend schaute ichmir ein Foto auf meinem Schreibtisch an. Es zeigte mich und Marie eng umschlungen im Westpark. Die Sonne war gerade untergegangen und wir lächelten uns verliebt an. Konny hatte das Foto damals geschossen. Konny? Konny! Er war meine Rettung. Auf ihn war schon immer Verlass gewesen, wenn ich ihm die Situation erklären würde, dann würde er sich bestimmt um Marie kümmern. Ich wählte seine Nummer: 0 1 5 7…
Wieso? Wieso, wieso, wieso? Er ließ mich für eine Filmrolle stehen? Wie konnte er nur?!? Ich lief die Straße, ich wollte einfach nur weg. Wohin war mir egal, mein Leben hatte jetzt sowieso keinen großen Sinn mehr. Ein Pärchen lief glücklich umschlungen an mir vorbei. „Ich werde dich nie verlassen“, säuselte der Junge gerade seiner Freundin ins Ohr. „Von wegen“, schrie ich, „glaub ihm kein Wort. Für ihn bist du doch nur ein Spielzeug, mit dem er jetzt noch angeben kann und das er dann später aber einfach sitzen lassen wird.“ Das Pärchen schaute mich etwas verwundert an und der Junge meinte noch mal, mich vielsagend ansehend: „Nein, ich bin echt froh, dass ich dich habe.“ Ich lief weiter. War ich denn wirklich so schlimm? Hatte Jan mich deshalb stehen lassen? War ich ihm nicht mehr gut genug?!? Ich schaute mein Spiegelbild in einem Schaufenster an und erschrak. Gott, wie sah ich denn aus? Ich hatte rot geheulte Augen, verschmierte Wimperntusche und aufgekaute Lippen. Aus dem Laden erklang gerade der neueste Hit von Miley Cyrus:
I know this isn’t what I wanted
I never thought it’d come this far
I’m thinking back to where we started
And how we lost all that we are
Ja, wie hatte alles angefangen? Ich war wie jedes Jahr in einem Krippenspiel die Maria gewesen mit Arne als Josef. Brillenarne. Pickelbrillenarne. 46 1/2 Pickel waren es gewesen, ich hatte aus Langeweile mal angefangen zu zählen. Trotz meiner Versuche, dieses Jahr al ein Schaf zu spielen oder abzuhauen, stand ich schließlich, verheiratet mit einer verpickelten Brille vor dem Altar und flehte tausende von Wirten erbärmlich an. Doch als Arne anfing seinen Text herunterzurattern, stand plötzlich Jan auf und fing an, Josefs Part zu übernehmen. Arne fiel daraufhin heulend zu Boden und Jan gestand mir leise, dass er in mich verliebt war, Und wir küssten uns, bis alle in der Kirche jubelnd aufsprangen und anfingen zu klatschen. Naja, alle bis auf Arne, der lag ja immer noch zitternd auf dem Boden und jammerte, man hätte ihm seinen ganzen Stolz weggenommen und er könnte sich nie wieder in dieser Stadt blicken lassen und überhaupt. Damals war die Welt noch in Ordnung gewesen, doch jetzt…
Standin’ out in the rain
Knowing that it’s really over
Please don’t leave me alone.
I’m flooded with all this pain,
Knowing that I’ll never hold you
Live I did before the storm
Ich fing wieder an zu weinen. Was sollte ich denn jetzt machen. Und wo war ich überhaupt? Ich schaute mich um. Verdammt, hier war ich ja noch nie gewesen! Ich würde nie wieder nach Hause kommen, ich würde hier in diesem Kaff sterben müssen, vor Hunger, vor Durst, vor Kälte und vor Sehnsucht nach Jan… Auf meiner Beerdigung würde er dann auch sein und verzweifelt gestehen, dass er einen Fehler gemacht hätte. Doch dann wäre es zu spät, er würde schluchzend an meinem Grab stehen und „Marie?“ Ich fuhr herum.
„Hallo?“ „Konny?“ „Ja, wer sonst, der Weihnachtsmann?“ Ich musste lachen. Ich wusste genau, was Konny jetzt dachte: „Wie komisch konnten die Leute eigentlich sein? Riefen meine Nummer an und fragten dann, wer denn dran sei.“ „Hast du gerade Zeit?“ „Wäre ich sonst an mein Handy gegangen?“ Na endlich klappte mal etwas. Ich fing an, man konnte nur hoffen, dass er die Lage verstand…
Was machte der denn hier? „Gute Frage… Was machst DU denn hier?“ „Mich verlaufen?“, versuchte ich wieder Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Seit wann wurde ich denn nervös, wenn ich mit Konny, Jans bestem Kumpel redete? Eigentlich hieß er ja Kornelius, aber alle nannten ihn einfach nur Konny, was ich, um ehrlich zu sein, um Einiges besser fand. „Ah cool, wollte ich auch schon immer tun“, meinte er. „Ach echt?“, fragte ich neugierig. Konny lachte: „Du bist witzig.“ War ich? Na, wenn er meinte… Ich schaute ihn an. Wieso war mir eigentlich vorher nie aufgefallen, wie gut er eigentlich aussah? Hach, ich hätte stundenlang in diese Augen sehen können, die so braun waren, wie eine Haselnuss, so strahlten wie die Sonne, so glänzten wie… Konny räusperte sich. „Soll ich dir zeigen, wie du zurück zum Bahnhof kommst? Ich kenn mich hier aus…“, unterbrach er unser Schweigen. „Äh…“, ich hatte eigentlich etwas anderes erwartet, aber das wollte ich dann doch nicht unbedingt zugeben: „Ja klar, lass uns … losgehen.“ Lass uns losgehen? Gott, wie redete ich denn? „Ganz ruhig, das ist Konny, Jans bester Kumpel, du hast überhaupt keinen Grund dich so zu benehmen“, versuchte ich mir einzutrichtern. Apropos Jan, wieso war ich eigentlich bei dem Gedanken an ihn nicht mehr traurig? Vorher war da so ein Kloß in meinem Hals, sodass ich jeden Moment anfangen hätte können zu heulen, aber jetzt spürte ich vielleicht noch etwas Wut, ansonsten fühlte ich mich so fröhlich, so leicht, fast, als ob ich verliebt wäre. Ach Quatsch, verwarf ich den Gedanken gleich wieder. Verliebt? In wen denn? Konzentrier dich jetzt einfach mal darauf, heil nach Hause zu kommen und hör gefälligst auf so einen Schwachsinn zu denken, ok?!? Ich schaute Konny von der Seite an. Oh ja, er sah wirklich gut aus. Ich konnte verstehen, warum er der 2. Coolste Typ der Schule war. Jan war der 1. Coolste und halt, Jan war nicht mehr da, also war Konny jetzt dann wohl der Coolste Typ der Schule. Und neben dem lief ich gerade durch die Stadt??? Oh mein Gott, wie sah ich aus? Ich schaute in ein Autofenster und versuchte mein Spiegelbild zu erkennen. Ach du Scheiße. Über meine ganzen schwachsinnigen Gedanken hatte ich ganz vergessen, dass meine Augen vom Heulen rot verquollen waren, meine Wimperntusche verschmiert und „So, wir sind da“, meinte Konny in dem Moment, „ich muss jetzt leider weiter“.Jetzt schon? Ich wollte noch nicht von ihm weg, ich wollte ewig mit ihm so durch die Stadt gehen, und ewig bei ihm bleiben. Er schaute mich an. Mein Gott, wie süß!!! „Sehen wir uns mal wieder?“, fragte er. „Klar“, hauchte ich. „Morgen um 4 bei mir?“ „Klar“, hauchte ich nochmal. „Ich freu mich schon“, sagte er zum Abschied, küsste mich auf die Wange und verschwand. Ich schaute ihm ewig hinterher. „Ich mich auch“, strahlte ich. Konnte das wahr sein? Hatte ich mich gerade mit Konny verabredet? Am nächsten Morgen erzählte ich die ganze Geschichte meiner besten Freundin Tanja: „Und dann saß ich in der S-Bahn und Jan hat angerufen und dann kam Konny und hat mich auf die Backe geküsst und wir sehen uns morgen und ich hab Before the storm gehört und das Lied ist wunderschön und ich mein wie wir uns damals kennen gelernt haben in der Kirche beim“ „Konny?“, unterbrach mich Tanja. „Ich und Konny? Nein, das beim Krippenspiel war doch Jan, der dann aufgestanden ist und da war dann auch noch Arne, der sich“, „nein, nein, ich meine, Konny hat dich geküsst?“ Ich schaute etwas genervt. Hatte ich doch alles erzählt, oder? Was war denn daran nicht zu verstehen. „Nein, der Osterhase“, meinte ich also um Tanja zu verarschen. „Du hast ein Date mit dem Osterhasen??? Krass!“, war ihre Antwort. Ich seufzte. Beste Freundin hin, beste Freundin her, manchmal war Tanja echt zu komisch. „Ach Quatsch, natürlich mit Konny.“ „Konny? Kornelius? Kornelius aus der 9c?“, fragte Tanja nochmal nach. „Mit wem denn sonst? Kennst du sonst noch einen Konny?“ „Ich glaubs einfach nicht“, murmelte Tanja. Hallo? So unwahrscheinlich ist es dann doch wohl auch nicht, oder? „Nein, nein, ich mein ja nur, dass … Ach, egal, ich finds schön für dich“, meinte sie und umarmte mich. „Was machts n’ ihr da? Kuschelstunde? Tut mir Leid, aber da muss ich euch dann wohl leider unterbrechen.“ Ihnen auch einen schönen Guten Morgen! Konnten unsere Lehrer denn nicht ein einziges Mal ihre Verarschungen lassen? Na, was sollte es, mich konnte eh keiner mehr ärgern, ich war die glücklichste Person überhaupt! In der Pause kam Lara zu mir und lud mich zu ihrem Geburtstag ein. „Du kannst Jan gerne mitbringen“, meinte sie. Jan? Welcher Jan? „Äh… Dein Freund?!?“ Ah, dieser Jan… Nein, den gab es nicht mehr. Als ich ihr das mitteilte schaute sie mich herausfordernd an: „Na, hat er denn schon Schluss gemacht mit dir?“ Ha, da lach ich ja drüber! „Ich bin jetzt mit Konny zusammen“, lächelte ich sie süß-sauer an. Gut, zugeben, so ganz offiziell waren wir ja noch nicht zusammen, aber sie regte mich einfach auf, mit ihrer Art immer andere Leute schlecht zu machen. Und es wirkte - ihr fiel vor Erstaunen die Kinnlade runter. Sah ziemlich doof aus, ehrlich gesagt. „Wenn du deine Zickerei mal lassen würdest, könntest du vielleicht auch mal einen Freund haben.“, sagte ich und drehte mich mit bester Laune um. Hach, mein Leben war so perfekt. Ich hatte das perfekte Date, die perfekte Freundin und … Eltern. Als ich zum Mittagessen nach Hause kam und meiner Mutter von Konny erzählte, fing sie erstmal an mich über Jan zu löchern und wollte mir unbedingt gute Ratschläge geben. Wieso das denn? Ich war weder traurig, noch brauchte ich ihre Hilfe! Aber das übersah sie großzügig und fing an mit: „Weißt du, du kannst mit mir über alles reden – ich war auch mal jung und mein erster Freund hieß auch Jan.“ „Ach ja, ich dachte er hieß Louis?“ Meine Mutter wurde rot und meinte: „Das war … Jemand anderes.“ Ja klar. Meine Mutter hatte die Angewohnheit ihre Freunde immer nach meinen zu benennen, weil sie dachte, dann würde ich mich irgendwie verbundener mit ihr fühlen. Dass ich dabei eigentlich nur total genervt war merkte sie in ihrem Eifer gar nicht, im Gegenteil, sie fing auch noch an allen Verwandten zu erzählen, was für ein gutes Verhältnis sie zu ihrer Tochter hat. Wobei sie dann auch sämtliche meiner Geheimnisse ausplauderte, was sie nicht im Geringsten störte. Gott sei Dank war da auch noch mein Vater, der sie ab und zu bremste. Und so fuhr er kurzerhand mit meiner Mutter einkaufen, zwinkerte mir beim Abschied nochmal kurz zu und wünschte mir viel Spaß. Ja, der Typ war echt voll und ganz in Ordnung.
Jetzt geh schon endlich ran. Man, war ich angespannt. „Hi“ Na endlich: „Konny, du musst mir unbedingt“ „hier ist der automatische Anrufbeantworter von Konny. Kornelius Julius Tom Simon Leonard Fabian Constantin Tim Patrick Max Finn JustinLuca Jakob … „jetzt mach schon endlich“, knurrte ich. „Moritz Sebastian Hubertus Lichtenstern, der Erste.“ Na geht doch. „Falls sie nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen wissen, können sie mich ab dem Piepton gerne nerven, bei Risiken und Nebenwirkungen lesen sie das Telefonbuch oder fragen sie ihren Elektriker oder ihr Telefon.“Bei Risiken und Nebenwirkungen? Lesen sie das Telefonbuch oder fragen sie ihren Elektriker oder ihr Telefon? Es war allerhöchste Zeit, dass ich zurückkam, ehrlich. PIEP „Hi Konny du alte Sau, hier isJan, ich wollte fragen ob mit Marie alles in Ordnung. Falls du durch meinen Anruf nicht an Gelangweilerseiritis leidest, ruf doch bitte zurück, ja? Ciao.“
Uiiiiiiiiiiih, ich gleich da. Ich erkannte Konny schon von weitem - Gott, konnte mir mal einer verraten, wie ein Mensch nur so gut aussehen konnte? Strahlend schwebte ich auf ihn zu und küsste ihn. „Hi“, hauchte ich dann, „wartest du schon lange?“ „Es geht, aber wenn ich jedes Mal, wenn du zu spät kommst so begrüßt werde, dann kann ich stundenlang warten“, lachte Konny. „Wie, du meinst mit einem ‚Hi’ ?“, fragte ich verdutzt. „Nein, ich meine so“, meinte Konny, beugte sich zu mir hinunter und küsste mich ebenfalls. Die Schmetterlinge in meinem Bauch stoben auseinander. „Ach, na dann is ja gut“, meinte ich und küsste ihn zum zweiten Mal, als plötzlich ein Schrei zu uns hinüber drang: „Marie?“ ,und dann ein fassungsloses, „Konny?“ Die Stimme kannte ich doch! Langsam drehte ich mich um und betete in Gedanken: „Oh nein, lieber Gott, bitte, bitte mach, dass das jetzt nicht Jan ist, bitte, bitte nicht.“ Er war es. Ach scheiße, scheiße, scheiße! Aber wieso eigentlich? Der Idiot hatte mir wehgetan, dann konnte ich das jetzt auch. Entschlossen drehte ich mich wieder zu Konny und fing eine wilde Knutscherei an. Sollte Jan doch sehen, dass ich auch ganz gut ohne ihn klar kam. Erst ließ er mich für so einen bescheuerten Film stehen und dann bildete er sich wahrscheinlich auch noch ein, dass ich ihm ewig treu sein würde! Aber Moment mal, wieso war er denn eigentlich wieder hier? Doch nicht etwa wegen … moi? Wie konnten sie nur? Ich riss mich zusammen und stapfte zu ihnen rüber. Innerlich musste ich lachen. Jan sah aus, als würde er gleich wie ein Kleinkind aufstapfen, rot anlaufen und trotzig sagen: „Das ist meine Freundin, du darfst nichts mit ihr machen!“ Fassungslos schaute ich zu Marie. Und dann zu Konny. Meinem Kumpel. Meinem besten Kumpel. Auf den immer Verlass war, ja, von wegen! „Ich dachte… Und jetzt“, stammelte ich. Halt, so ging das nicht, einmal tief durchatmen und … bitte: „Ich hab den Film hingeschmissen. Und warum? Nur wegen dir! Und dann komm ich nach Hause und seh meine Freundin und meinen besten Kumpel friedlich miteinander rumknutschen.“ Ja genau, so ging es. Ich redete mich in Fahrt: „Erst machst du hier einen auf großes Drama, von wegen, ja wieso hast du dich nicht für mich entschieden. Und dann nimmst du dir einfach den nächst Besten. Und du, ich hab dir gesagt, du sollst dich um sie kümmern, dass sie sich besser fühlt. DAS HEIßT DOCH NICHT GLEICH, DASS DU MIT IHR ZUSAMMENKOMMEN MUSST!“ „Aber, sie fühlt sich doch jetzt besser“, versuchte Konny einen Witz zu reißen. „Sehr witzig“, knurrte ich.
Bitte mach, dass das nicht wahr ist, bitte mach, dass das nicht wahr ist! Langsam wurde ich echt sauer! Welchem Mädchen passiert es bitteschön, dass es von seinem Freund wegen einem Film stehen gelassen wird? Und dass, während es gerade mit dem besten Kumpel von dem Freund rummacht, der Freund dann zurückkommt? Sowas konnten sie meinetwegen in ’ner Fortsetzung von Titanic bringen, aber doch nicht in meinem Leben. Ich hasse Drama, ok?!? Ich atmete tief durch, jetzt durfte ich bloß nichts Falsches sagen: „Jan, ich wusste nicht, dass du den Film wegen mir hinschmeißen würdest, ich war nur so sauer auf dich und“ „Und deshalb hast du dich auf mich eingelassen? Ich war also nur so was wie Jans Ersatz?“, rief Konny empört dazwischen. „Nein, wie kommst du denn darauf?“, fragte ich erstaunt. „Na, das hast du doch gerade eben gesagt. Ach wisst ihr was? Klärt eure Beziehungsprobleme doch alleine, ok? Ich hab da echt keinen Bock drauf.“, meinte er sauer und verschwand. „Konny, Halt, warte doch!“, rief ich ihm hinterher. Ich wollte ihm hinterherlaufen doch Jan hielt mich zurück: „Ach, lass ihn doch, der kriegt sich schon wieder ein!“ „Und was, wenn nicht?“, ich riss mich los und lief davon. Allerdings in eine andere Richtung, als Jan. Zuhause angekommen schmiss ich mich aufs Bett und fing an zu heulen. Verdammt, wieso musste so was nur mir passieren? Wieso musste sich Jan umentscheiden und doch wieder hierher zurückkommen? Konnte er nicht seinen Film weiterdrehen und uns in Ruhe lassen? Dann wäre ich jetzt noch mit Konny zusammen. Aber andererseits war es ja auch irgendwie süß von ihm, dass er für mich seinen Film hingeschmissen hatte. Allerdings war ich doch in Konny verliebt. Oder? Gott, so kam ich nicht weiter! Ich rief Tanja an und erzählte ihr alles. „Marie, Marie, Marie, wie hast du’s denn jetzt schon wieder geschafft so ein Chaos anzurichten?“ Wie bitte? „ICH???“ „Ja, wer denn sonst. Ich vielleicht?“ Ich seufzte. Natürlich könnte ich versuchen sie von meiner Unschuld zu überzeugen, aber das würde lange dauern und wer weiß, wie viel Zeit ich noch hatte. Irgendwie hatte ich das dringende Gefühl, ich müsse mich bei jemandem entschuldigen, nur bei wem? „Ich hab’s“, schrie Tanja da durch die Leitung. Ich zuckte zusammen, so sehr hatte sie mich erschreckt. „Du machst einen Kusstest.“ Einen Kusstest? Was war das denn nun schon wieder für ein Scheiß? „Das ist kein Scheiß, das ist wissenschaftlich bewiesen. Hab ich letzte Woche in irgendeiner Zeitschrift gelesen. Also, du lässt dich von beiden küssen und der besser küsst, den nimmst du.“ Konnte sie denn nicht einmal ernst bleiben? Manchmal fragte ich mich echt, wie sie auf solche hirnverbrannten Ideen kam. Aber egal, sie davon zu überzeugen, dass die Idee sinnlos war, würde unmöglich werden. Also lobte ich sie: „Gute Idee. Aber weißt du vielleicht noch irgendetwas … anderes?“, fragte ich hoffnungsvoll. „Mhm…“, überlegte sie. „Wie wär’s mit einem Test über eure Geschichte des Zusammenkommens“, „Vielleicht noch irgendetwas?“, unterbrach ich sie hastig. „Naja, du könntest natürlich auch irgendeine Liste machen und alle positiven Punkte zu Jan und zu Konny aufzählen wer am Ende mehr Punkte hat, mit dem kommst du wieder zusammen.“, lachte sie ironisch. „Tanja, du bist genial“, schrie ich durch das Telefon. „Ich weiß“, seufzte sie fröhlich, „aber war das jetzt der Kusstest oder der Test über das Zusammenkommen?“ Halleluja, wie schaffte sie es nur auf ein Gymnasium? Ich rang mir ein Lächeln ab: „Der Kusstest“ „Wusste ich’s doch, also manchmal … echt, ich hab das Gefühl, ich bin genial.“ Das war dann die Stelle, an der ich sicherheitshalber auflegte. Wenn sie nämlich mit ihrer „Ich bin so toll“ Phase anfing, dann dauerte das Stunden, bis sie am Ende feststellte, dass sie der schrecklichste Mensch der Welt wäre und mir dann die Ohren über ihr trauriges Leben vollheulte. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und fing an zu schreiben. Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wie hatte ich nur so blind sein können? Ich musste los, bevor ich noch zu spät kam. Schnell raste ich zu dem Platz zurück, an dem das Drama vorher geschehen war. Verdammt, er war nicht da. Wo konnte er nur hingegangen sein. Ich schaute mich um. Was war denn hier in der Nähe? Ganz klar, der Park. Wieder rannte ich los und fand ihn schließlich auf unserer Bank. „Hi“, lächelte ich vorsichtig und setzte mich neben ihn. „Tut mir Leid wegen vorhin, ich war nur so furchtbar durcheinander und … Ich bin froh, dass ich dich habe, ehrlich.“ Er schaute mich an: „Glaub ich dir. Ich mein, sie mich an.“ Ich musste lachen. „Nein mal im Ernst, ich bin auch froh, dass ich dich hab. Ganz ehrlich!“ Oh, wie süß. Ich beugte mich zu ihm hinüber und küsste ihn. Endlich mal wieder!
Was war denn da passiert? Ich dachte, sie würde sich freuen, wenn ich mich doch noch für sie entscheide, aber nein. Mädchen. Weiber. Zu kompliziert für diese Welt. Ich seufzte. Wahrscheinlich war es besser, ich würde wieder nach Düsseldorf fahren und den ganzen Scheiß hier vergessen. Ja, genau, ich würde den Film doch noch drehen, würde berühmt werden und dann würden mir die Mädels eh zu Füßen liegen… „Naja, taten sie ja jetzt auch schon“, dachte ich und fuhr mir durch die Haare. Darf ich vorstellen. Bond. Jan Bond. Ich lächelte unwiderstehlich. Dann nahm ich mein Handy raus, schrieb zwei SMSen und rannte zum Bahnhof. Wenn ich mich recht erinnerte, dann fuhr der nächste Zug nach Düsseldorf in 20 Minuten.
Gerade beugte er sich wiedermal zu mir hinüber, als plötzlich unsere Handys klingelten. Ich schaute nach. „SMS und bei dir?“, fragte ich. „Auch“, antwortete er und begann zu lesen:
Hey Konny,
tut mir Leid, dass du dich meinetwegen mit Marie zerstritten hast. Mir gings einfach scheiße, als ich dich zusammen mit ihr gesehen habe, weil ich dachte, wenn ich wieder zurückkommen würde, würde sie sich riesig freuen und als du dann mit ihr rumgeknutscht hast (seht übrigens echt süß aus, ihr zwei) ist einfach alles mit mir durchgegangen. Aber ich hab nachgedacht und ich werde zurück nach Düsseldorf fahren und sie dir überlassen.
Dein hoffentlich immer noch bester Kumpel
Jan
P.S. Vergiss euren Monatstag nicht, dass gibt sonst nur Stress
Auch ich fing an meine zu lesen:
Liebe Marie,
tut mir Leid. Echt! Ich hätte dich nie für einen Film stehen lassen dürfen, dass war naja … nicht ganz heldenhaft. Und dann als ich extra zurückkam und dich in Konnys Armen gesehen hab, da…war ich einfach schrecklich eifersüchtig. Ich hoffe, wir können trotzdem noch befreundet bleiben! Und viel Glück mit Konny.
Jan
Ich lächelte. Au ja, wir würden befreundet bleiben. Egal was passierte. Ich mein, welches Expaar konnte schon so eine Geschichte erzählen wie wir? Auch Konny lächelte. Ich schmiegte mich an ihn. „Lass uns nie wieder streiten, ok?“, flüsterte ich. „Ok“, flüsterte Jan zurück. Und wir besiegelten es – wie sollte es anders sein – mit einem Kuss. Mit einem? Mit 1000. Irgendwann hatte ich das Zählen aufgegeben und die Zeit komplett vergessen. Ich saß einfach nur da, Konny an meiner Seite und freute mich. Hach, mein Leben war einfach perfekt.
Gott sei Dank hatte der Regisseur mir meinen kleinen „Ausfall“ verziehen und ließ mich doch noch mitspielen. Heute war der erste Drehtag. Ich besichtigte gerade das Set, als plötzlich ein Mädchen an mir vorbei lief. Wow, ich pfiff anerkennend durch die Zähne. Als mein neuer Kumpel bemerkte, wie ich sie ansah meinte er: „Darf ich vorstellen: Lilly, deine Filmpartnerin!“ „Sie ist meine Filmpartnerin“, fragte ich begeistert? „Jap, ihr habt Dutzende von Kussszenen.“ Ich strahlte verliebt. Jan Bond war wieder im Spiel.